Vor rund zwei Monaten begann der Russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Schon wenige Tage später gründete sich die Initiative „Heljens hilft Ukraine“ in einem Heiligenhauser Wohnzimmer. Inzwischen können die Akteure eine beeindruckende Zwischenbilanz ziehen.
So wurden bislang bereits vier Kleintransporter mit zusammen rund 10 Tonnen Hilfsmaterialien auf den Weg in das Ukrainische Lviv gebracht. Neben Grundnahrungsmitteln, Babywindeln und weiteren Gütern des täglichen Bedarfs befanden sich darunter auch 45 Umzugskartons voller medizinischer Hilfsgüter im Nettowert von rund EUR 9.000, welche in der Löwenapotheken über die Aktion „ein Teil mehr“ gesammelt wurden. Auch dringend benötigte chirurgische Hilfsmittel konnten von der Zahnarztpraxis Kaiser organisiert und mit auf den Weg gebracht werden. „Hier helfen wir in der Ukraine ganz konkret und erhalten Bilder, die sowohl die Verwendung der Hilfsgüter als auch die große Dankbarkeit der Betroffenen vor Ort dokumentieren“, erläutert Andreas Holthaus, der bei allen Transporten mit am Steuer saß. Daneben erreichte ihn auch ein Dankesschreiben der Stadtverwaltung Lviv. Im Mai soll nun erstmals ein von der Firma Woelm dafür zur Verfügung gestellter LKW auf die Reise gehen, der den Transport einer größeren Menge von Hilfsgütern auf Europalletten ermöglicht. So können neben ISO-Matten, Schlafsäcken, Schutzhandschuhen, Knieschonern und Taschenlampen auch größere Generatoren transportiert werden. All dies wird ebenso weiterhin dringend benötigt und gesucht wie auch medizinische Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien.
Ein weiterer Schwerpunkt von Heljens hilft Ukraine ist die Unterstützung der in Heiligenhaus angekommenen Geflüchteten. So wurden zum Beispiel 41 von Vodafone gespendete SIM-Karten freigeschaltet, die den Ukrainerinnen und Ukrainern die Verbindung mit zurückgebliebenen Familienmitgliedern und Freunden ebenso ermöglicht wie den Kontakt untereinander. Hierzu wurde auch eine Chatgruppe gegründet, die inzwischen über 60 Teilnehmer hat.
„Daneben ist uns auch die schnelle Integration der Geflüchteten hier in Heiligenhaus wichtig“, erläutert Frank Jakobs. Erreichen will man dies zum Beispiel über das Begegnungscafé, welches wöchentlich wechselnd im katholischen und evangelischen Gemeindezentrum stattfindet. Am vergangenen Sonntag, an dem in der Ukraine das Osterfest gefeiert wird, war Dr. Jan Heinisch zu Gast und verteilte Osterlämmer, welche die Bäckerei Sikora zu diesem Zweck gespendet hatte.
Auch Sprachkurse wurden eingerichtet und finden inzwischen dreimal wöchentlich mit 36 Teilnehmern in 2 Gruppen statt. Hier vermittelt eine gebürtige Russin den Geflüchteten erste Deutschkenntnisse. „Es ist beeindruckend, mit wie viel Eifer die Ukrainer hier dabei sind und möglichst schnell die Deutsche Sprache lernen wollen“, freut sich Rostyslava Holthaus, die Organisatorin der Kurse. „Wie dringend nötig das andererseits ist, offenbart sich mir regelmäßig, wenn ich gefragt werde, was denn da in einem Antrag für eine Kontoeröffnung, einem Miet- oder einem Arbeitsvertrag steht“, ergänzt Frank Jakobs. „Bei den endlosen Texten zum Datenschutz kapituliert dann aber auch mein Übersetzungsprogramm“.
Trotzdem freut man sich natürlich über jede vermittelte Wohnung ebenso wie über Anstellungen bei Heiligenhauser Firmen. Insgesamt sieben Arbeitsverhältnisse konnten bisher vermittelt werden, so zum Beispiel eine Logistikexpertin an die Spedition Röskes und zwei Arbeitskräfte an die Firma Woelm. Auch Angebote über Wohnraum gingen zahlreich ein. „Das reicht von der zeitweisen Unterbringung im heimischen Arbeitszimmer bis zu dauerhaften Mietverhältnissen“, führt Taner Egin-Richter aus. „Hier stimmen wir uns eng mit den Ansprechpartnern der Stadt Heiligenhaus ab und vermitteln die bei uns eingehenden Angebote weiter“. Auch für die Ausstattung der Wohnungen werden zahlreich Möbel und andere Einrichtungsgegenstände vermittelt.
Möglich wurde all das sowohl durch die breite und nachhaltige Unterstützung der Heiligenhauser Bürger und Unternehmen als auch über die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe. „Hier geht mein Dank auch an die lokalen Medien, welche immer zeitnah und prominent über uns berichten“, führt Rüdiger Welsch aus. Daneben konnte die Initiative unter
https://www.heljenshilftukraine.de/
über einen von der Agentur it works Marketing gespendeten Web-Account online gehen.
Auch die unbürokratische Nutzung des Ladenlokals des Heiligenhauser Stadtmarketings in der Hauptstraße 145 trug unzweifelhaft dazu bei, die Arbeit der Initiative bekannt zu machen. Hier bietet Heljens hilft Ukraine eine Anlaufstelle für Hilfsbereite und -bedürftige an. Beim kommenden Frühlingsfest am 8. Mai will man sich hier prominent den Heiligenhausern präsentieren. Auch wollen Ukrainerinnen und Ukrainer die Gelegenheit nutzen, landestypischen Spezialitäten anzubieten.
Schließlich will man jetzt kurzfristig mit einem Aufkleber an den Start gehen. „Dieser wird zu einem Mindestpreis im Heiligenhauser Einzelhandel angeboten“, erläutert Taner Egin-Richter die Aktion. „Die Einnahmen werden wir vollständig für die Geflüchteten verwenden und die Heiligenhauser können mit dem Aufkleber Ihre Solidarität mit der Ukraine sowie die Unterstützung unserer Aktion signalisieren.“